Keine neuen Corona-Fälle

Es gibt keine weiteren Corona-Fälle im Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Kümmersbruck: Das berichtet Heimleiterin Andrea Motzel. Mitte März waren zwei Kurzzeitpflege-Patienten die beiden ersten Corona-Todesfälle im Landkreis. Im AWO-Seniorenzentrum Kümmersbruck gibt es keine neuen Infizierten. Mitte März waren hier zwei Patienten der Kurzzeitpflege die beiden ersten Corona-Fälle in der Landkreis-Statistik. Diese Todesfälle hatten für viel Bestürzung gesorgt. Wie sich zeigte, starb einer der Männer tatsächlich an dem Virus. Beim zweiten Senior gab es eine andere Todesursache. "Allerdings war der Mann ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert und zählt deshalb zu den Corona-Toten", teilte das Landratsamt damals mit.

Corona-Tote: Die Krux mit der Statistik
Rund vier Wochen sprach die Redaktion nun am Rande eines anderen Termins mit Heimleiterin Andrea Motzel über die aktuelle Situation. Und erfuhr: Im Seniorenheim Antoniu "sind keine weiteren Bewohner infiziert". Motzel sieht das als Erfolg verschiedener Maßnahmen, die ihr Haus nach den Vorfällen ergriffen hat. Der Betrieb wurde jetzt so umgestellt, dass jede Etage im Haus als eigene, von den anderen getrennte Einheit betrieben wird: Es gebe also "keine Kreuzungen"von Bewohnern und Personal eines Stockwerks mit einem anderen. Das wäre ganz besonders wichtig, falls doch noch neue Fälle auftreten würden, damit sich die Infektion nicht im Haus ausbreitet.

Video-Plausch mit der Familie
Bewohner, die aus dem Krankenhaus ins Heim zurückkommen, müssen zunächst in Quarantäne. Besuche von Angehörigen sind laut Motzel schon geraume Zeit nicht mehr gestattet, um die Bewohner nicht in Gefahr zu bringen. Völlig verzichten müssen die Senioren aber nicht auf den Kontakt zu ihren Lieben. Die Telekom hat dem Heim drei Smartphones geschenkt, außerdem wurde ein Tablet angeschafft: Damit sind Video-Gespräche mit Angehörigen möglich, erzählt die Heimleiterin. Rüstige Bewohner dürfen auch auf dem Gelände des Heims spazieren gehen. Und können zum Beispiel über den Zaun mit Angehörigen sprechen: Eine Möglichkeit, die "gerne genutzt wird", wie Motzel weiß. Natürlich seien die Mitarbeiter besonders sensibilisiert, durch ihre Kontakte draußen die Bewohner nicht in Gefahr zu bringen. "Jeder, der sich im sozialen Bereich engagiert, weiß, dass er kein Risiko eingehen darf", sagt Andrea Motzel. Hilfreich seien hier die allgemeinen Ausgangsbeschränkungen. "Ich hoffe, die bleiben noch".

Desinfektionsmittel wird knapp
Die Mitarbeiter tragen im Dienst Schutzmasken. "Wir haben immer eine gewisse Vorratshaltung im Haus", zudem sorge die AWO bislang für ausreichend Nachschub, berichtet die Heimleiterin. Allerdings habe man "seit Wochen" keine Flächen-Desinfektionsmittel mehr bekommen können, weshalb die Vorräte hier langsam zur Neige gehen. Von Barbara Hernes vom Seniorenmosaik im Naturpark Hirschwald kamen aber schon Signale, dass sie helfen könne, Nachschub zu besorgen. Entspannt hat sich inzwischen der Personal-Engpass, der in Folge der beiden Todesfälle entstanden ist: Drei Pflegekräfte, die direkt Kontakt mit den Verstorbenen hatten, mussten zunächst zu Hause bleiben. Zwei von ihnen arbeiten inzwischen wieder, die dritte ist noch außer Dienst. Gut betreut gefühlt haben sich Motzel und ihre Mitarbeiter in dieser schwierigen Zeit vom Gesundheitsamt, auch die Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz sei sehr gut.

Geduldig, aber auch traurig
Die Heimleiterin lobt auch "ihre"Senioren: "Sie tragen das alles geduldig". Allerdings sei bei den Bewohnern inzwischen schon "eine Traurigkeit deutlich spürbar" - die Besuche von Angehörigen, aber auch die sonst üblichen, wegen Corona aber abgesagten Veranstaltungen im Haus werden schmerzlich vermisst. Umso größer war die Freude, als Kümmersbrucks katholischer Pfarrer Wolfgang Bauer angeboten hat, mit den AWO-Senioren den ersten Gottesdienst seit Beginn der Corona-Beschränkungen zu feiern: Der Pfarrer auf dem Parkplatz vor dem Haus mit Lautsprecher, die Bewohner an den Fenstern.

Extra-Essen für Mitarbeiter
Für die Mitarbeiter sei die Arbeit unter Corona-Bedingungen "sehr anstrengend", berichtet Motzel. Allerdings gibt es einen kleinen Trost: Da die Heimküche momentan "zurückgefahren" ist, weil sie kein Kindergarten-Essen zubereitet, kocht sie momentan extra fürs Heimpersonal. Kostenlos. "Und sie lassen sich immer etwas Neues einfallen". Bild: eik Text: Heike Unger